Test zu Hotline Miami Collection - Nintendo Switch - ntower - Dein Nintendo-Onlinemagazin (2024)

Das dänische Entwickler-Duo von Dennaton Games erschuf, inspiriert unter anderem von Miami Vice und dem Dokumentarfilm Cocaine Cowboys, mit Hotline Miami sowie Hotline Miami 2: Wrong Number zwei Top-Down-Shooter mit hohem Tempo, brutalem Schwierigkeitsgrad und einem Miami das Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre spielt. Nintendo Switch-Spieler dürfen nun ebenfalls in den Genuss dieser beiden Titel kommen und können sich bereits darauf einstellen, den B-Knopf zum Neustarten zu hämmern, denn die Hotline Miami-Spiele werden euch einige Tode bescheren.

Hotline Miami – das Sterben beginnt


Ihr wacht auf, seht eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter und hört diese ab. Die Nachricht sagt, dass ihr euch um eine Schädlingsbekämpfung kümmern sollt, da Ungeziefer in einer Wohnung ist. Eine weitere Nachricht verlautet, dass ihr euch um einen lauten Nachbarn kümmern sollt. Es klingt, als wäre der Hauptprotagonist ein freundlicher Mann, der sich vielfältig um die Probleme anderer Menschen kümmert, den man mit allem beauftragen kann und der jeden Job stets gewissenhaft erledigt. Falsch gedacht, bei den kryptischen Nachrichten handelt es sich stets um Mordaufträge, ihr sollt euch nicht freundlich um das „Ungeziefer“ oder den „Mitbewohner“ kümmern, ihr sollt zu der angegebenen Adresse fahren und ein Massaker anrichten, das stets Berge von Leichen hinterlässt. Somit läuft jeder Auftrag nach folgendem Schema ab: Ihr steht auf, hört den Anrufbeantworter ab, geht zu der Adresse, „kümmert“ euch um die Personengruppen vor Ort, hinterlasst ein Blutbad und steigt in eurer Auto, um den Tatort zu verlassen. Wer hinter diesen mysteriösen Nachrichten steckt, wird im Laufe der teils verwirrenden Handlung aufgeklärt.

Beide Spiele bieten kurze Zwischensequenzen, welche auf Deutsch lokalisiert wurden. © Devolver Digital

Jeden Auftrag erledigt ihr aus der Top-Down-Ansicht, die an die älteren GTA-Titel erinnert. Ihr seid eine wahrhaftige Killermaschine, mit einem Schlag knockt ihr die Feinde um, auf Knopfdruck schlagt ihr den Kopf des Feindes so lange auf den Boden, bis dieser in einer Lache voll Blut liegt. Alternativ könnt ihr auch anstatt einen Knopf zu drücken, euren Controller schütteln, um bildlicher darzustellen, wie ihr den Kopf auf den Grund hämmert. Trotz der Pixelgrafik geizt das Spiel wirklich nicht mit Gewaltdarstellungen und literweise Blut. Der Gegner liegt ausgeknockt an einer Tischkante? Dann wird der Kopf gegen die Kante gedonnert, sodass dieser zerplatzt. Sobald ein Feind am Boden liegt, könnt ihr seine Waffe aufnehmen, von Messern und Vorschlaghämmern bis Shotguns und MGs schlägt das Killerherz höher. Bei mehr als 30 Waffen ist für jeden Geschmack etwas dabei. In jedem Kapitel kämpft ihr euch durch verschiedene Stockwerke, bis kein Gegner mehr übrig ist und der Boden rot gefärbt wurde. Einzelne Gegner können anvisiert werden, was vor allem bei Schusswaffen sehr praktisch ist. Ihr selbst seid stets mit einer Tiermaske verhüllt und schaltet im Laufe des Spiels weitere frei, die jeweils eigene Boni gewähren: mit der Hasenmaske lauft ihr schneller, mit der Wolfmaske startet ihr mit einem Messer. Jeder Kill gibt Punkte, diese werden durch Combos noch weiter erhöht. Am Ende des Levels werden die Punkte aufaddiert und ein Rang vergeben, durch die Punkte werden ebenfalls weitere Waffen freigeschalten.

Press B to restart


Ich bin gestorben, einmal, zweimal, fünfzigmal. Ich habe es aber wieder versucht, immer und immer wieder. Ich habe geflucht, war verzweifelt, am ausrasten, doch ein Versuch ging immer noch. Während die ersten Kapitel noch relativ „leicht“ sind, werden euch die späteren Kapitel all eure Killerinstinkte abverlangen. Schlagen, schießen, werfen, alles muss wie aus einem Guss laufen, ich handelte meist instinktiv. Waffe leer? Sofort wird die Waffe weggeschleudert, im besten Fall trifft diese noch einen Gegner und wirft ihn dabei um. Im selben Fluss nehmt ihr eine herumliegende Waffe auf, ballert auf die weiteren zustürmenden Gegner, bis diese Waffe ebenfalls leer ist, womit ihr von Neuem beginnt und eine neue aufgabelt. Jede Waffe ist ein "instant kill", das gilt für die Feinde, als auch für euch selbst. Die Gegner sind gnadenlos, sie schießen verdammt gut und werden euch verfolgen. Seid ihr tot, werdet ihr auf Knopfdruck direkt zum Start des aktuellen Stockwerkes zurückgesetzt. Alles geht so schnell, dass ihr kaum eine Pause bekommt. Sterben – respawn – sterben – respawn, bis endlich das Stockwerk gesäubert ist und ihr aufatmen könnt.

Ein ganz normaler Sonntag. Solch ein Blutbad bietet sich nach jedem Level. © Devolver Digital

Doch nicht lange, denn das nächste Stockwerk wartet bereits mit weiteren gnadenlosen Feinden. Hierbei sollte auch niemals blindlings losgestürmt werden, es gibt zwar Situationen, in der dieses Vorgehen aufgehen kann, doch ist es stets klüger, sich erst einen Überblick über die Räumlichkeiten zu verschaffen. Waffen sind laut, die Feinde werden sofort aufmerksam und suchen nach euch. Taktisches vorankämpfen von Raum zu Raum mit Nahkampfwaffen ist daher eine kluge Wahl. Türen sind hierbei stets ein gutes Hilfsmittel: Wird die Tür aufgestoßen, wenn sich ein Gegner dahinter befindet, wird dieser umgeschlagen und ihr habt die Chance, seine Waffe zu übernehmen und ihn auszuschalten. Oftmals läuft vieles auf das Trial & Error-Prinzip hinaus, stets sollten verschiedene Laufwege in Betracht gezogen werden, damit die bestmögliche Route gefunden wird. Achtet dabei auch immer auf Fenster, zu oft passierte es mir, dass ich mich sicher wähnend an einer Wand entlangschlich, nur um dann durch ein Fenster weggefetzt zu werden. Ladezeiten nach einem Tod gibt es nicht, auf Knopfdruck startet ihr ohne jegliches Warten direkt wieder am Anfang des aktuellen Stockwerks. Damit entsteht ein Flow, der nicht abzubrechen scheint. So kämpft ihr euch immer weiter und weiter bis ihr das Kapitel abgeschlossen habt, in das Auto steigt und nach Hause fahrt. Zweimal habe ich während meiner Testphase einen nervigen Bug erleben müssen: Als ich ein Kapitel beendet hatte und zurück zum Auto gehen wollte, wurde ich zum Anfang des Kapitels zurückgeworfen, als ich das Stockwerk wechselte. Somit musste ich mich nochmal durch das komplette Level von Anfang an durchbeißen. Dieser Bug ist natürlich sehr bitter, wenn bereits eine halbe Stunde in das Level gesteckt wurde, nur um dieses dann erneut spielen zu müssen. Weitere Fehler sind mir aber nicht aufgefallen.

Der Soundtrack heizt euch mit elektronischer Musik ebenfalls ordentlich ein. Der Beat pumpt wie eure Shotgun in der Hand und lässt euren Puls nicht zur Ruhe kommen. Hotline Miami ist ein schnelles Spiel, das euch kaum Zeit zum durchschnaufen lässt. Eure Übersicht und Reflexe werden stets gefordert, ihr müsst immer darauf gefasst sein, dass plötzlich ein Feind sich einen Weg von hinten zu euch bahnt. Hotline Miami ist ein Spiel für sich, das eine gewisse Frustresistenz voraussetzt. Wenn der Abspann nach ca. fünf Stunden purer Action über den Bildschirm flimmert, kommt ihr aber endlich zur Ruhe und das Spiel lässt euch gnädigerweise den Puls wieder in normale Regionen gleiten. Doch halt, in der Collection gibt es ja noch den zweiten Teil, ich bitte leise meinen Puls um Vergebung und starte Hotline Miami 2: Wrong Number.

Hotline Miami 2: Wrong Number – das Sterben geht weiter


Der zweite Teil beginnt direkt verstörend mit einer Vergewaltigungsszene, die aber in einer vorherigen Warnung übersprungen werden kann. Nach dieser Szene wird direkt klar: Dieser Teil legt nochmals eine ordentliche Schippe drauf und ist noch kranker, verstörender, brutaler, absurder und grotesker als der Teil zuvor. Die Geschichte des Erstlings war bereits etwas verwirrend, doch die Fortsetzung toppt das noch, so spielt die Handlung vor, während, als auch nach dem ersten Teil. Ihr steuert nun viele verschiedene Charaktere, unter anderem einen Soldaten, der in bester Rambo- Manier in Hawaii kämpft, einen Reporter, der ein Buch über die Mordserie des ersten Teils schreiben möchte, eine Gruppe von Fans, welche den Killer des ersten Teils verehren und in seine Fußstapfen treten, um Aufmerksamkeit erreichen zu wollen, als auch noch weitere Charaktere. Außerdem springt das Spiel bei jedem Level von einer Zeitebene zur anderen, so spielt ihr eine Mission noch im Jahre 1991, in der nächsten macht ihr allerdings einen Sprung ein paar Jahre zurück. Das führt zu einer komplexen, aber auch unglaublich verwirrenden Story. Wenn ihr diese aufmerksam verfolgt und die einzelnen Handlungsstränge zu einem Ganzen zusammengeführt werden, kommt dabei aber eine gute Geschichte heraus, welche erst einmal verdaut werden muss.

Im Hauptmenü wählt ihr die beiden Titel aus. © Devolver Digital

Am Spielprinzip hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts verändert, ihr schnetzelt und ballert euch wie gewohnt in einer Top-Down-Sicht durch die Level und Gegnermassen. Dieses Mal könnt ihr aber nicht zwischen verschiedenen Masken wählen, die individuelle Boni geben, stattdessen haben die unterschiedlichen Charaktere die ihr steuert, alle jeweils eigene Fähigkeiten bzw. „Eigenheiten“. So benutzt der Reporter keine Feuerwaffen, solltet ihr diese aufsammeln, entlädt er sie und wirft sie weg. Der Soldat schwört auf seine eigene Schusswaffe sowie Messer. Falls die Munition ausgehen sollte, müsst ihr zuerst in einer Kiste neue aufsammeln, die Munition und generell Waffen von Feinden verweigert er. Die Fans bringen weitere Kniffe, unter anderem ermöglicht einer eine Ausweichrolle, ein weiterer kämpft stets mit seiner Schwester zusammen. So führt der Bruder eine Kettensäge und hinterlässt ein Blutbad à la Texas Chainsaw Massacre, während ihm seine Schwester mit einer Schusswaffe Rückendeckung gibt. Hiermit müsst ihr euch jeweils an die verschiedenen Charaktere gewöhnen, mit dem Soldaten hatte ich persönlich am meisten Schwierigkeiten. Solltet ihr euch zum Beispiel bei einem Kapitel mit den Fans für das Geschwisterpaar entschieden haben, wollt aber im Laufe des Levels den Charakter wechseln, ist das im laufenden Kapitel leider nicht mehr so einfach möglich. Ihr müsst zuerst zurück ins Hauptmenü und von dort aus das aktuelle Kapitel neu starten, damit ihr wieder zur Charakterauswahl gelangt.

Als ich nach Beenden des ersten Teils dachte, ich sei bereits gut gerüstet für den zweiten, lag ich komplett falsch. Hotline Miami 2 ist nochmal um einiges schwerer als der Erstling, die Feinde sind zahlreicher und noch aggressiver. Zwar könnt ihr stellenweise die Gegner einen nach dem anderen anlocken und an der Tür mit einer gehörigen Portion Blei willkommen heißen, allerdings hilft diese Methode nicht immer. Manche Gegner könnt ihr nur mit Schusswaffen zu Schweizer Käse verarbeiten, während andere nur mit Schlagwaffen massakriert werden wollen. Das Anvisieren eines Feindes ist wie beim vorigen Teil ebenfalls wieder möglich, was zumindest etwas zur Erleichterung beiträgt. Dadurch, dass viele Level um einiges offener und größer sind als noch im Vorgänger, wird man schnell von Feinden aus dem hintersten Eck zerstückelt. Dadurch nimmt das Spiel allerdings etwas von dem sehr schnellen Gameplay vom Erstling weg, da ihr in den großen Arealen zumeist langsam herumschleicht, um nicht aus der Ferne überraschend gekillt zu werden. Ihr benötigt wieder einiges an Selbstbeherrschung und Geduld, den Controller nicht wutentbrannt gegen die Wand zu schmettern. Allerdings bleibt das Spiel wie der erste Teil stets fair, meistens liegt es an den eigenen Reaktionen beziehungsweise dem blinden Voranstürmen, was zum gefühlt hundertsten Ableben führt.

Burn Baby Burn! Im zweiten Teil verschlägt es euch auch nach Hawaii. © Devolver Digital

Der Soundtrack gefiel mir mit den elektronischen/synthwave Beats sogar noch besser als beim Vorgänger. Wieder bringt der Sound das Adrenalin zur Wallung und sorgt durchgehend für den nötigen Flow, sich durch die Level zu ballern. An der Grafik wurde nichts geändert, so wird hier wieder Pixeloptik geboten. Die Effekte erinnern an eine alte VHS-Videokassette mitsamt Vorspul- und Rückspulanimationen, wenn beispielsweise Zeitsprünge stattfinden. Diese passen sehr gut zu den 80er- bzw. Anfang 90ern, in denen die Hotline Miami Collection spielt. Für die PC-Version bekam der zweite Teil einen Level-Editor, dieser ist allerdings exklusiv für PC und lässt sich daher auf keiner anderen Plattform finden. Der zweite Teil besitzt mehr Kapitel als der erste und beschäftigt euch ca. acht bis zehn Stunden. Trotz der erhöhten Anzahl an spielbaren Figuren sowie einer größeren Fokussierung auf die Geschichte finde ich persönlich, dass der zweite Teil nicht den ersten übertrifft, allerdings aber auch nicht wirklich viel schlechter ist. Beide sind meiner Meinung nach weitestgehend auf einer Augenhöhe, jedoch mit leichter Priorisierung des ersten Teils, da dort das Gameplay durch die kleineren Areale schneller und intensiver ist. In der Collection werden beide Teile allerdings perfekt zusammengeführt.

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Author: Prof. Nancy Dach

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